Puppenstube des Mittelalters

Manche sagen, es sei d a s schönste Dorf Frankreichs. Unstrittig ist, dass es zu den schönsten Orten des Landes zählt: Eguisheim im Elsaß, unweit der Stadt Colmar. Was seine Schönheit ausmacht? Die einzigartige Erhaltung seiner mittelalterlichen Struktur und seine herausgeputzten Gebäude.

Eine Ringförmige Ortsanlage

Die 1700 Seelengemeinde lebt vom Weinanbau, was man sofort erkennt, wenn man sich dem Dorf nähert. Weingüter umringen den Dorfkern. Das Besondere an der Ortsstruktur ist die Anordnung seiner Häuser entlang zweier ovaler Befestigungsanlagen um die ehemalige Burganlage. Der Besucher kann auf den uralten gepflasterten Ringstraßen um das Dorf wandern, das mit viel Liebe zum Detail restauriert und mit Blumen geschmückt ist.

Ein heiliger Mitbürger

Eguisheim hat einen berühmten Sohn hervorgebracht: Bruno von Egisheim-Dagsburg oder auch Bruno von Toul genannt, der es im 9. Jhd. bis zum Papst brachte und sich Leo IX nannte. Ihm zu Ehren wurde im Stil des Historismus eine Hälfte der ehemaligen Burganlage in eine Kapelle umgewandelt. Außerdem darf er sich als Statue auf dem zentralen Platz präsentieren. Er war der dritte deutsche Papst, wirkte durch seine zahlreichen Reisen auch außerhalb Roms und wird zu den sog. Reformpäpsten gezählt. Ach ja, heilig gesprochen wurde er auch. Mehr geht wohl nicht für einen Eguisheimer Bürger.

Amerikanische Besucher würden beim Anblick des Dörfchens sicher ausrufen: „Oh my God, it‘s so romantic“! Ja sicher, das Mittelalter, konserviert als Puppenstube. Aber schön anzusehen. In zwei Stunden hat man den Ort durchstreift und kann die gewonnenen Eindrücke bei Flammkuchen und einem Glas Wein auf sich wirken lassen.

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3 Gedanken zu “Puppenstube des Mittelalters


  1. Wie kommt man denn an Bilder ohne Menschen drauf? Ich erinnere mich an meinen Besuch dort (Syntaxia) vor etwa 12 Jahren, da war es gerammelt voll. Man schob sich durch den Ort.

    Erstaunte Grüße,
    Syntaxia und Felix


    1. Hallo Syntaxia, ganz einfach: mit Bodyguards die Massen hinter einem aufhalten und warten bis die Massen vor einem um die Ecke gebogen sind 😉. Nein, alles eine Frage der Uhrzeit. Wirklich nervig sind die Selfie-Verliebten, die noch eins und noch ein Foto von sich machen wollen, damit sie zuhause beweisen können, wo sie überall waren. Bis dann so eine asiatische Reisegruppe durch ist, dauert es schon eine Weile. Liebe Grüße Jürgen

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