Brunnen mit Klosterkirche, Maulbronn

Maulbronn – spiritualem civitatem

Es ist eines der sieben Stätten des Weltkulturerbes in Baden-Württemberg: das Kloster Maulbronn. Da wir ohnehin in der Nähe vorbeikamen, lag es buchstäblich nahe, der ehemaligen Zisterzienserabtei einen Besuch abzustatten.

Woher kommt der Name?

Für die Namensgrebung „Maulbronn“ existieren zwei Erklärungsversuche. Eine nüchterne, wonach der Name zusammen gesetzt ist aus Mühle (mittelhochdeutsch: moulin) und Brunnen. Das klingt plausibel, war doch Wasser und Wasserkraft um das Korn zu mahlen eine Voraussetzung für das Leben und Überleben in einem Kloster im 12. Jhd. Durch das Klostergelände fließt die Salzach, heute überbaut. Die romantischere Erklärung geht so: eine Ritter (sein Name tut nichts zur Sache) belud seinen Esel mit einem Geldsack und ließ ihn laufen. Als der Esel Durst hatte, suchte er eine Wasserquelle, die er dann durch Scharren mit seinen Hufen anzeigte. Dort sollte von nun an ein Kloster errichtet werden. Je nach Vorliebe kann man sich eine der beiden Erklärungen aussuchen.

Warum Weltkulturerbe?

Wir gehen durch ein Tor und gelangen zunächst auf einen weitläufigen Platz mit zahlreichen Wirtschaftsgebäuden, einem Brunnen (sic!) und der Klosterkirche. Der erste Eindruck: es sieht hier aus, wie in einem kleinen Dorf – spiritualem civitatem, hätten die Bewohner wohl zu ihrer Zeit dazu gesagt. Und genau das ist das Besondere: wir stehen in einer der am vollständigsten erhaltenen Klosteranlagen des Mittelalters nördlich der Alpen. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude beherbergen heute u.a. eine Gaststätte, Veranstaltungsräume, städt. Verwaltung und eine Schule. Das entspricht dem ursprünglichen Gedanken des Klosters als Stätte der Kontemplation aber auch aller wirtschaftlichen Obliegenheiten.

Was haben Hermann Hesse, Eduard Mörike, Johannes Kepler und Friedrich Hölderlin gemeinsam? Sie besuchten alle das evangelische theologische Seminar, das nach der Reformation hier errichtet wurde. Noch heute beherbergt das Klostergelände ein evangelisches Gymnasium mit Internat. Diese durchgängige theologische Nutzung der Anlage, erst Mönche jetzt Seminaristen, war wohl eines der Argumente für das Zertifikat als Weltkulturerbe.

Was nehme ich von dem Besuch mit?

Für mich war beeindruckend zu sehen, was früher alles zu einem Kloster-„Betrieb“ der Zisterzienser gehörte (Motto: bete und arbeite) und welches Ausmaß solche Klöster hatten. Von der früheren Nutzung durch die Mönche ist außer den Gebäuden nichts übrig. Die letzten Mönche verließen den Ort mit der Auflösung der Klöster im Zuge der Reformation 1534.

Der Kern der Bebauung entspricht vorwiegend der Gründungszeit im Übergang von der Romanik zur Gotik, sie wirkt schwer und massiv. Im 14./15. Jhd. wurden spätgotische Stilelement eingebaut, im 19. Jdh. erfolgten weitere Umbauten nach dem Geschmack der Zeit, wie der Brunnen im Kreuzgang. Von der ursprünglichen Bemalung sind nur noch Reste vorhanden.

Was bei einem Besuch der Klosteranlage Maulbronn überhaupt nicht aufkommt, ist Stille und Einkehr. Dazu geht es zu geschäftig zu, v.a. durch die vielen Besucher. Wer so etwas sucht, ist besser beraten z.B. mit einem Besuch der Zisterzienserabtei Fontenay im französischen Burgund (siehe Blog Abtei Fontenay). Auch dieses ehemalige Kloster zählt zum Weltkulturerbe.

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