Tag #7 der Reise durch das schottische Hochland
Wir sind auf der letzten Etappe unserer Wohnmobilreise durch die Highlands, bevor wir noch zwei Tage in Edinburgh verbringen. Wir erleben auf kurzer Distanz von Loch Lomond bis Stirling schottische Geschichte zwischen Aufstieg und Niedergang.
Der Regent, der nie König wurde
Auf dem Weg vom Loch Lomond nach Stirling kommt man an den Überresten eines Castles vorbei, das einst Sitz eines mächtigen Schloßherren war – Doune Castle. Der Schloßherr, Robert Stewart (*1340; †1420), 1. Duke of Albany stieg fast in die höchste Stufe der Herrschaft auf. Er übte ab 1388 über 22 Jahre die Funktion eines Königs aus, ohne einer zu sein. Er war der dritte Sohn von König Eduard II. Zunächst vertrat er seinen altersschwachen Vater. Nach dessen Tod ging die Königswürde auf seinen älteren Bruder Eduard III über, der jedoch nach einem Pferdetritt querschnittsgelähmt war. Schließlich ersetzte er auch noch den nächsten Thronfolger, seinen Neffen James I, mit dem er sich zerstritt, den er gefangen nahm und, so wird berichtet, in Gefangenschaft verhungern ließ. Stoff genug für ein Netflix-Opus.
Entsprechend groß ist die Schloßanlage, die noch ziemlich im Original vorhanden ist. Insbesondere an den Ausmaßen des großen Rittersaals kann man die Macht erahnen, die Robert Stewart um 1400 hier ausübte. Die Restaurierung der Anlage mit zurückhaltenden Rekonstruktionen, wie z.B. bei den Saaldecken, ist sehr gelungen und gibt Einblicke in die Lebensumstände auf dem Schloß um 1400. Sehr praktisch: im Audienzzimmer befand sich der offene Kamin hinter dem Sitz des Regenten. Damals sicher wichtiger als heute in Zeiten der globalen Erwärmung :).






Gähnende Leere in der Shoppingmall
Von Doune ist es nicht mehr weit bis Stirling, unserer letzten Übernachtungsstation mit dem Wohnmobil (siehe Witches Craig). Die meisten Besucher dieser mittelgroßen Stadt vor den Toren der Highlands fahren das Castle an, das auf einen ehemaligen Vulkankegel gebaut wurde. Wir hatte inzwischen genug Castles gesehen, allerdings findet man hier oben einen guten Parkplatz. Uns interessierte ein Rundgang durch eine typische schottische Stadt.
Stirling verfügt noch über viel historische Bausubstanz, interessant für uns Touristen. Ihre frühere Bedeutung als Umschlagplatz für indische Teewaren ist lange her. Stirling war sogar mal zeitweise die Hauptstadt Schottlands. Heute fungiert die Stadt v.a. als Einkaufszentrum für die umliegenden, meist landwirtschaftlich geprägten Gemeinden. Viele Einkaufszentren entstanden an den Rändern der Stadt, weshalb sich die Innenstadt zunehmend leert. Hübsche historische Malls wie die Stirling Arcades stehen leer (siehe unten) und für die Renovierung der alten Geschäftshäuser fehlt wohl das Geld.
Mutig waren die Verantwortlichen in der Stadt, als Sie den Bau einer futuristischen Fußgängerbrücke über die Gleise des Bahnhofs genehmigten. Die 113 m lange Brücke wurde 2009 eingeweiht. Ein Teil der Baukosten von 6,5 Mio. Pfund kam damals aus dem Entwicklungsfonds der EU. Alles passé nach dem Brexit. Kein Wunder, daß viele Schotten sauer sind auf diesen Austritt, müssen sie doch den Niedergang nun hinnehmen.













Alle Reiseblogs über die Schottlandreise in 2023:
Tag 1: Ankommen am Hexenfelsen
Tag 2: Quer durch die Highlands
Tag 3: Mit Volldampf an die Küste
Tag 4: Oban – die verblasste Schönheit
Tag 5: Die steinernen Zeugnisse eines schottischen Clans
Tag 5 (Nachtrag): Die Crofter – eine schottische Spezies
Tag 6: Loch Lomond -der Haussee der Schotten
Die Reiseroute findest du beim Tag 1.
Herzlichen Dank für die tollen Einblicke und das Aufzeigen der Zusammenhänge.
Liebe Grüße, Horst