Nach meinem Blog über Münchner Treppen mit Charakter bekam ich diverse Hinweise auf weitere „Treppenschönheiten“. Allen voran die Treppe im Münchner Amtsgericht. Das Gebäude, besser bekannt unter dem Namen Neue Maxburg, ist ein Vorzeigebau der Moderne, nicht nur für München.
Transparenz als oberste Maxime
Der Gebäudekomplex an der Maxburg entstand in den 50er Jahren, nachdem der Vorgängerbau im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört worden war. Lediglich der Renaissance-Turm der alten Veste steht heute noch. Auf dem Innenstadtarreal entwickelten die Architekten Sepp Ruf und Theo Pabst verschiedene Baukörper im Stil der Moderne, die einen von allen Seiten offenen Innenhof mit Brunnen umschließen. Es war das erste große Bauvorhaben der Nachkriegszeit in München.
Die Fassaden der kubischen Baukörper sind durch unterschiedliche Konstruktionsmuster gestaltet. Entsprechend dem Ziel der Gestalter, nach der düsteren Zeit der Naziherrschaft transparente Gebäude zu errichten, blieb die Stahlbetonkonstruktion unverkleidet , die Fenster reichen teilweise bis zum Boden. Auch die Übergänge zwischen den Baukörpern sind durchsichtig. Der Mangel an Materialien und die beschränkten Mittel der Nachkriegszeit brachten in Anlehnung an das Bauhaus einen schlichten, aber eleganten Stil hervor, wie z.B. die in Form von Sinuskurven geschwungenen, aus Metall gefertigten Balkon- oder Treppengeländer.
Das Highlight: der Lichthof mit Treppenaufgang
Das architektonische Highlight der Gebäude ist zweifellos der riesige Lichthof im Innern des Amtsgerichts mit der über sechs Etagen führenden Treppenanlage. Wer den Blog über das Amerikahaus gelesen hat, wird ihn hier wiederfinden: den rund ausgeschnittenen Deckendurchbruch, dieses Mal mit Wendeltreppe.
Da es ein öffentliches Gebäude ist, muss man sich bei der Security am Eingang des Amtsgerichts anmelden. Um die Treppenschnecke komplett abzubilden, reicht selbst mein Fischaugenobjektiv mit 178° Bildwinkel nicht aus (siehe unten).







Lieber Jürgen,
die Klarheit der Architektur ist bestechend, aber vom Glas mal abgesehen findet man diese strenge Geometrie gerne auch in Strafvollzugsanstalten. Unabhängig davon sind Deine Aufnahmen wie immer super!
Liebe Grüße, Horst
Lieber Horst, danke. Formal stimmt das mit der Strenge. Allerdings unterscheidet sie sich von der Gefängnisarchitektur (du denkst wahrscheinlich an Stammheim) durch die Materialien und die Leichtigkeit der Formen. Das ist m.E. auch der Unterschied zu unserer heutigen Würfelarchitektur. Schon alleine die Treppengeländer und Fenstersicherungen: durch die Kurvenform erhalten sie eine Beschwingtheit, die sich in meinem Kopf mit Twist und Petticoat verbinden. Liebe Grüße Jürgen