Derzeit sind Drohnenaufnahmen sehr in Mode, weil sie neue Perspektiven aufzeigen. Man denke nur an die faszinierenden Bilder isländischer Flüsse, die von oben wie Adern eines Organismus wirken. Nicht vergessen sollten wir jedoch, dass auch das Gegenteil der Vogelperspektive zu sehr spannenden fotografischen Einsichten führen kann: die Froschperspektive. Also versuchen wir uns als Frosch in der Street und Urban Photography.

Was ist eine Froschperspektive?

Die Fotografie kennt verschiedene Begriffe für diese Art der Perspektive: „Untersicht“ oder „Froschperspektive“ (im Englischen: Low-angle shot oder Worm’s-eye view). Manche Fotografen betrachten die Froschperspektive als Extremfall der Untersicht, da es nicht nur auf einen nach oben gerichteten Aufnahmewinkel ankommt, sondern v.a. auf den extrem niedrigen Aufnahmestandpunkt in Bodennähe. Gemeinsam ist diesen Ansichten, dass sie von einem niedrigen Kamerastandpunkt aus (unterhalb der Augenhöhe) aufgenommen werden. Dabei kann die Kamera horizontal ausgerichtet (s. Foto von der Spiegelung des Marstall in München) oder nach oben verschwenkt sein (s. Foto vom Schäfflerhof in München).

Welche Gestaltungsmöglichkeiten entstehen dadurch?

Die Froschperspektive wird meist in Verbindung mit einem Weitwinkelobjektiv verwendet, wodurch die der Kamera nahegelegenen Bildteile stark vergrößert werden. Je größer der Bildwinkel des Objektivs (je kleiner die Brennweite) desto stärker ist diese Wirkung (s. Foto vom Schäfflerhof mit 10mm Brennweite).

Der Betrachter begibt sich in der Untersicht auf das Niveau des Motivs, wodurch er die Perspektive abgebildeter Personen oder Objekte leichter einnehmen kann (s. Foto der alten Dame in Havanna oder das Gruppenbild der Fahrer im Oman). Da dies keine übliche Perspektive für einen (erwachsenen) Menschen ist, entsteht dabei oft Nähe und sogar Sympathie. Der Betrachter taucht in die Welt der abgebildeten Personen ein. Wird die Kamera stark nach oben ausgerichtet, können abgebildete Personen dominant, ja mächtig wirken (s. Foto der Beduinenfrau auf dem Viehmarkt in Nizwa).

Es lohnt sich also, ab und zu das Knie zu beugen.