Dinkelsbühl – Perle an der Wörnitz

Manche behaupten gar, das kleine Städtchen an der Romantischen Straße in Franken hätte die schönste mittelalterliche Altstadt Deutschlands: Dinkelsbühl an der Wörnitz. Wir waren nur auf der Durchreise, um nach langer Autobahnfahrt kurz Rast zu machen und waren erstaunt, welch eine geschlossene und behutsam restaurierte Altstadt wir vorfanden.

Dinkelsbühls Altstadt verdankt seinen Erhalt mehreren rettern

Im 30-jährigen Krieg belagerten die Schweden die Stadt. Der Sage nach rettete eine Türmerstochter die Stadt vor Plünderung und Zerstörung , indem sie mit den Kindern der Stadt bei den Schweden um Gnade flehte. Darauf geht das Dankfest „Die Kinderzeche“ zurück, das jedes Jahr in der zweiten Julihälfte stattfindet. Wobei das Wort „Kinderzeche“ wohl von dem Brauch herrührt, die Lateinschüler zu Ferienbeginn und damit zum Schulabschluß ins Gasthaus einzuladen und die Zeche zu übernehmen.

Die nächste Rettung der mittelalterlichen Altstadt erfolgte durch König Ludwig I. von Bayern. Er verfügte 1826, dass die Mauern und Vorwerke der Festungen nicht abgerissen werden durften. So sind alle alten Stadttore noch erhalten, welche die Kreuzung der beiden mittelalterlichen Handelswege symbolisieren. Gut ein halbes Jahrhundert später entdeckten Maler das hübsche Städtchen und verbreideten damit seinen Ruf als schützenswertes romantisches Kleinod. Letztlich machten die alliierten Bomber im zweiten Weltkrieg einen Bogen um Dinkelsbühl, so dass wir uns heute sehr plastisch vorstellen können, wie man im Mittelalter in den Zunft- und Patrizierhäusern lebte.

Dinkelsbühl – ein Weihnachtslied von hier, das fast jeder kennt

Auf dem Platz vor der St. Georgskirche steht ein Denkmal für einen Pastor und Schriftsteller, dessen Namen kaum einer kennt: Christoph von Schmid. Sein bekanntestes Werk ist allerdings weit verbreitet: das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“.

Man sollte unbedingt einen Blick ins Kircheninnere von St. Georg werfen. Ein gothisches Kirchenschiff, das in seiner Klarheit und Erhabenheit seinesgleichen sucht. Es ist einerseits das Ergebnis des Wirkens einer Bauhütte, die von Entwurf bis Fertigstellung 1499 unter der einheitlichen Leitung von Vater und später dessen Sohn Nikolaus Eseler stand.

Andererseits wurden spätere barocke Einbauten auf Geheiß von Ludwig I (s.o.) wieder entfernt und durch spätgotische Altäre ersetzt. Umfangreiche Sanierungsarbeiten Ende des 20. Jhd. konservierten den klaren, lichtdurchfluteten Raum von über 20m Höhe und fast 80m Länge so, wie ihn sich wohl die Erbauer einst vorstellten. Beeindruckend auch das romanische Stufenportal aus dem frühen 13. Jhd. mit zwei Löwen vor dem Westturm, das noch aus dem Vorgängerbau stammt.

Das historische Stadtbild wird streng geschützt

In die ehemaligen Zunft- und Patrizierhäuser sind heute Hotels und Restaurants eingezogen, um die Scharen an Touristen zu beherbergen und zu verköstigen, die aus aller Welt einen Blick ins europäische Mittelalter werfen wollen. Die Stadtverwaltung wacht darüber, daß z.B.keine bunten Reklameschilder den Gesamteindruck stören. Das höchste Zugeständnis an den Kommerz sind auf die Fassade aufgemalte Geschäftsnamen in altdeutscher Schrift.

Weitere Beiträge zu Orten mit historischer Altstadt:
Melsungen – Perle des Fachwerks
Fulda – Barockstadt am Morgen
Rotenburg an der Fulda
Krakau ist Vielfalt
Görlitz – Rentnerparadies

 

2 Gedanken zu “Dinkelsbühl – Perle an der Wörnitz

Kommentar verfassen