Zerplatzte Visionen: der Main-Donau-Kanal

Drei Versuche brauchte es, bis der Bau des Kanals von Bamberg nach Kehlheim vollendet war. Wirtschaftlich ist er es bis heute nicht. Zerplatzte Visionen: der Main-Donau-Kanal.

Drei Regierende – Drei Gescheiterte

Gigantische Eingriffe in die Landschaft führen nur selten zum Erfolg. Eines dieser erfolglosen Projekte ist der dreimalige Versuch, eine durchgehende Wasserstraße quer durch den Kontinent vom Rhein bis zur Donau und damit von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer zu schaffen, die sich wirtschaftlich trägt.

Den ersten Versuch unternahm Karl der Große 792 mit seiner Fossa Carolina (Karlsgraben). Der Kanal wurde nie vollendet, das letzte Stück bis zur Altmühl wurde nach neuesten Forschungsergebnissen nie gebaut.

Den zweiten Versuch unternahm der bayerische König Ludwig I. Die beginnende Industrialisierung in Bayern sollte durch den Kanalbau einen Schub bekommen. Doch als der 172 Meter lange Ludwig-Donau-Main-Kanal nach nur 10-jähriger Bauzeit 1845 fertig gestellt wurde, kamen die ersten Eisenbahnlinien auf , die ihm mächtig Konkurrenz machten. Immerhin wurde er fertiggestellt, wenngleich die geplanten Mindesttransportmengen in nur einigen wenigen Jahren erreicht wurden. Der Kanal war zu eng für die Rheinschiffe, der Wasserstand des Mains oft ungenügend, und spätestens in Regensburg verhinderte die Steinerne Brücke die Durchfahrt größerer Schiffe. 1950 wurde der Kanal entgültig aufgelassen.

Den dritten Versuch unternahm die Bayerische Staatsregierung. Die Bauzeit erstreckte sich von 1960 bis 1992. Gegen heftigen Protest von Natur- und Umweltschützern wurden 34 km der Altmühl in einen Kanal verwandelt. Auch dieser Kanalbau, der 2,3 Mrd. Euro verschlang, trägt sich wirtschaftlich bis heute nicht, seine Bedeutung für den Gütertransport schwindet von Jahr zu Jahr. Manche bezeichnen das Projekt als kompletten Fehlschlag. Einzig der Tourismus sorgt für eine gering wachsende Kanalnutzung.

Das Hafenbecken des Ludwig-Donau-Main-Kanals in Kelheim

In Kelheim, kurz vor der Einmündung in die Donau, kann man ein gut erhaltenes Teilstück samt Hafen des zweiten Kanalbaus, des Ludwig-Donau-Main-Kanals von 1845 besichtigen. Die Ladekräne stammen aus der Maschinenfabrik Johann Wilhelm Spaeth, einem Nürnberger Metallbauunternehmen, das v.a. durch den Zusammenbau der ersten Dampflokomitive „Adler“ bekannt wurde, die von Nürnberg nach Fürth verkehrte. Neben den Ladekränen baute die Firma auch Schleusen und Stauwehre für den Kanal.

Im Archäologischen Museum in Kelheim ist das unten stehende Foto zu sehen, das den Hafenbetrieb um 1950 zeigt. Die Schiffe konnten bis zu 200 Tonnen Last befördern und wurden eigens für den Kanal gebaut. Die Fahrt von Bamberg (Main) bis Kehlheim (Donau) dauerte 47 Stunden. Zurück ging es mit Hilfe von Pferden, welche die Schiffe den Kanal stromaufwärts zogen.

In loser Folge gibt es demnächst weitere Blog-Beiträge aus der Region zwischen Donau und Altmühl. Hier die bislang erschienen:
Abusina – an der Grenze zu den Barbaren
Abens: Spargel, Bier und bayerische Politik
Ein Kunstschatz am Naturdenkmal

4 Gedanken zu “Zerplatzte Visionen: der Main-Donau-Kanal


  1. Lieber Jürgen,
    herzlichen Dank für diesen Beitrag. Wenn man bedenkt wie viele fremde Arten in das hiesige Ökosystem auf diesem Weg in Rhein und Bodensee eingeschleust wurden, ist die Bilanz verheerend. Es hat sich wirklich nicht gelohnt.
    Viele Grüße Horst

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