Ein Kunstschatz am Naturdenkmal

Unweit von Kehlheim, direkt am Donaudurchbruch in Weltenburg, steht Bayerns ältestes Kloster. Es ist weltbekannt und zieht Scharen von Touristen an, die nach der Schifffahrt auf der Donau das Klosterbier im Biergarten genießen. Dabei sollten sie unbedingt die äußerlich unscheinbare Klosterkirche besuchen: ein Kunstschatz am Naturdenkmal.

Ein Kloster am Donaudurchbruch

Die Möche gehören seit dem 8. Jahrhundert dem Benediktinierorden an. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Klosteranlage komplett umgestaltet. In diesem Zusammenhang entstand eine neue Klosterkirche, für deren Entwurf und Ausgestaltung ein damals schon sehr bekanntes Brüderpaar engagiert wurde: die Asam-Brüder.

Familienunternehmen Asam

Die beiden Brüder waren ein kongeniales Team: der Ältere, Cosmas Damian, lernte das Malerhandwerk mehrere Jahre bei den damaligen Koryphäen in Rom. Der Jüngere der Brüder, Egid Quirin, wurde zum Stukkateur ausgebildet. Beide waren zugleich Architekten. Alle weiteren Geschwister waren ebenfalls in die Erledigung der Aufträge der Gebrüder eingebunden. So konnten die Asambrüder ihre Leistungen – wir würden heute sagen – als Komplettpaket – anbieten. Da ihr Vater Georg Asam, ebenfalls Maler, den damaligen Fürstbischof von Freising, Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck gut kannte, dieser wiederum mit dem Abt von Weltenburg, Maurus Bächl, befreundet war, ergab es sich von selbst, dass die beiden Asam-Brüder den Auftrag für die Freskoarbeiten in Weltenburg bekamen.

Lichtdurchfluteter Kirchenraum

Beim Betreten des ovalen Kirchenraums wird der Besucher von zwei leuchtenden Objekten überrascht. Zum einen von der dreidimensionale Reiterstatue des Georg, der gerade den Drachen im Beisein einer zutiefst erschrockenen Prinzessin tötet. Die plastische Wirkung der Szene wird durch den Lichteinfall aus dem dahinter liegenden hellen Presbyterium verstärkt. Das zweite Lichtobjekt sieht man beim Blick nach oben: das Deckenfresko. Es leuchtet durch die von unten nicht sichtbaren Seitenfenster der Kuppel. Das Fresko scheint über dem Kirchenschiff zu schweben. Beides eine geniale Konstruktion. Cosmas Damian Asam hat sich mit einem etwas schelmischen Blick selbst unter der Kuppel verewigt (siehe letztes Foto).

Erfolgreiche Künstler

Für die Asambrüder war es die Empfehlung für einen noch viel größeren Auftrag, die barocke Ausgestaltung des Freisinger Doms 1724. Auch hier spielten sie mit dramatischen Lichteffekten. Die Brüder wurden immer weiter empfohlen und dabei so wohlhabend, daß sie in der Sendlinger Straße in München auf einem Nachbargrundstück ihres Wohnhauses eine Kirche auf ihre Kosten errichteten. Praktischer Weise bauten sie dabei gleich ein Fenster von ihrem Wohnraum in das Kirchenschiff ein, um bequem der Messe beizuwohnen.

In loser Folge gibt es demnächst weitere Blog-Beiträge aus der Region zwischen Donau und Altmühl. Hier die bislang erschienen:
Abusina – an der Grenze zu den Barbaren
Abens: Spargel, Bier und bayerische Politik

4 Gedanken zu “Ein Kunstschatz am Naturdenkmal


    1. Lieber Horst, danke, mich interessieren auch die Geschichten dahinter. Die sind manchmal genauso spannend, wie die Kunst selbst. Liebe Grüße Jürgen

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