Abseits der Kasbah Ait Ben Haddou

Unser Fahrer bittet uns noch etwas zu warten, bis ein bestimmter lokale Fremdenführer mit uns zur Kasbah Ait Ben Haddou gehen kann. Es ist die wohl berühmteste Kasbah Marokkos, da sie als Kulisse in vielen Hollywood-Produktionen herhalten musste. Kasbahs sind Wohnburgen, in denen früher die wohlhabenden und einflussreichen Berberfamilien lebten.

Dann erscheint Mustafa, unser lokaler Führer, mit einem breiten Lächeln. Er fragt uns, ob wir neben der Kasbah auch s e i n Haus sehen wollen? Klar wollen wir, solche Gelegenheiten sind selten. Wir gehen vorbei an den üblichen Souvenirständen und stehen dann vor einem Jahrhunderte alten Bauernhaus. Es ist seit Anbeginn in Familienbesitz (heute gehört es seinem Bruder) und wird manchmal noch in den Sommermonaten genutzt, wenn es der Familie in ihrer neuen Wohnung im Ort zu heiß ist. Das verwendete Baumaterial aus Sand, Kalk und gemahlenem Stroh erzeugt ein hervorragendes Raumklima.

Mustafa erklärt uns den besonderen Schliessmechanismus der Eingangstüre. Es ist eine Vorwegnahme unseres heutigen Schliesszylinders. Statt Metallstifte wie heute, haben die Berber damals Holzstifte genommen. Diese korrespondieren mit der Anzahl der Nägel im hölzernen Schlüssel. Und das Besondere: es gibt so viele Nägel/Holzstiffte wie die Familie Mitglieder hat.

Nach dem Rundgang im Haus, in dem es angenehm kühl ist, stehen wir auf der Terasse des Hauses und geniessen einen herrlichen Blick auf die Kasbah Ait Ben Haddou und Mustafa erzählt uns dabei auch ein wenig über sich. Wir stellen ihm angesichts des Schließmechanismus die Frage, wieviel Kinder er denn hat? Keine sagt er. Vor einem Jahr hat er geheiratet. Aber seine Frau wolle (noch) keine Kinder. Auch in den jungen Berberfamilien ist die Moderne also angekommen und die Frauen entscheiden über den Kinderwunsch, denken wir uns.

(Teil 2 unserer Eindrücke auf einer Reise durch Marokko 2019)

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