Krakau ist Vielfalt

Wer zum ersten Mal wie ich dort ist, muss sortieren. Kneipen, Restaurants, Cafés in einer Anzahl, die seinesgleichen auf der Welt sucht.

Vielleicht treffe ich deswegen so viele junge Briten wie sonst nirgends, die das günstige Bier bis zum Übermaß konsumieren. Deftige polnische Küche, mit vielen Teiggerichten, die mich an die schwäbischen Maultaschen erinnern. Mehr als einhundert Kirchen, in manchen finden stündlich Gottesdienste statt, mit so vielen Teilnehmern wie bei uns an hohen Feiertagen. Die älteste Universität der Welt, in der ich erfahre, dass früher gute Studenten als Belohnung Kuchen bekamen und schlechte Studenten zur Bestrafung eingesperrt wurden. Heute bieten sich unzählige Studenten als Fremdenführer an, um über die Runden zu kommen. Alte Frauen treffe ich am Rand der Märkte, die ihre karge Rente durch Verkauf von selbst Erzeugtem und Trödel aufzubessern versuchen. Herrliche restaurierte Jugendstilhäuser stehen neben Verfall wie 1989 nach der Wende in der DDR. Und dann ist da noch das beklemmende Gefühl, als Nachfahre aus dem „Land der Täter“ zu kommen, dessen Schergen zwischen 1939 und 1945 ein Drittel der Stadtbevölkerung, meist jüdischen Glaubens, umbrachten. Ich fühle mich dann ganz schlecht und hoffe auf Vergebung – nicht Vergessen.

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