Yes, we care!

Als wir bei Frau Sandy Zimmermann im Wohnbereich ankommen, verabschieden sich gerade die beiden Kollegen aus der Spätschicht. Ab jetzt ist One-Woman-Show angesagt. Frau Zimmermann stemmt die Nachtschicht für die mehr als vierzig Bewohner ganz alleine.

Wir sind kaum über die Begrüßung hinaus gekommen, klingelt schon der Alarm. Eine Bewohnerin meldet Bedarf an. Wir treten vorsichtig mit hinein ins Zimmer, werden aber nicht bemerkt. Überhaupt schlägt der Alarm nach unserem Empfinden in diesem Wohnbereich sehr oft an. Dabei sind die Wege zu den einzelnen Zimmern ziemlich lang und fordern dem Pflegepersonal einiges ab. Der Wohnbereich erstreckt sich über zwei Flure und umfasst zwei Wohngruppen mit jeweils eigener Küche bzw. Aufenthaltsraum. Da ist es nicht einfach nachts alles im Blick zu haben, besonders wenn sich Bewohner ohne Alarmmeldung selbständig machen und ihre Zimmer verlassen. Nicht immer finden diese dann sofort den Weg zu ihr ins Büro.

Frau Zimmermann betreut auch stark pflegebedürftige Bewohner, z.B. Bewohner mit Ernährungssonde, die alle 2 Stunden gelagert werden müssen oder Medikamente auch Nachts bekommen. Oder es müssen einer Bewohnerin die Beine eingecremt werden, damit sie besser in den Schlaf kommt. Und kaum ist Frau Zimmermann damit fertig, meldet sich schon der nächste Alarm. Der Einsatz fordert auch manchmal die Geduld des Pflegepersonals heraus, da manche Bewohner es vorziehen, ohne einen ersichtlichen Grund mal Lebensmittel auf den Boden zu verstreuen,.

Nach einigen Stunden wollen wir durch unsere Anwesenheit Frau Zimmermann nicht weiter zur Last fallen und haben einen ordentlichen Respekt vor ihrer Leistung. Selbst durch mehrere überstandene Krankheiten beeinträchtigt, sorgt sie hier dafür, dass mehr als 40 Bewohner eine ruhige Nacht mit erholsamem Schlaf haben.

(weitere Infos zum Fotoprojekt „Nachtschicht in München“ siehe Nachtschicht in München)

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